Dass sich die Streaming-Dienst-Anbieter Netflix und Amazon Prime Video künftig warm anziehen müssen, dürfte nicht nur mit den Ankündigungen von Apple, Disney und Warner ausgemacht sein, die ihre eigenen VoD-Plattformen ins Leben rufen wollen. Auch in Deutschland haben sich Medienanstalten für einen Kampf mit den Marktgiganten aus den USA aufgestellt. Das Medienunternehmen RTL Group zum Beispiel betreibt seit geraumer Zeit die Plattform TV Now. Nun hat auch hat ProSiebenSat.1 nachgelegt und am 19. Juni das TV-Streaming-Portal Joyn gestartet.

Das ist Joyn

Joyn ist eine Kooperation zwischen ProSiebenSat.1 und dem US-amerikanischen Medien- und Unterhaltungsunternehmen Discovery. Die TV-Plattform ersetzt die Mediathek 7TV, an der die beiden Konzerne ebenfalls beteiligt waren. Die Betreiber sehen Joyn als All-In-One-Portal. Zuschauer können hier jederzeit Inhalte aus den Mediatheken von insgesamt elf Sendern abrufen, darunter ProSieben, Kabel 1, Sat.1 und öffentlich-rechtliche Sender wie Arte und ZDF. Das Besondere: Einige Inhalte können auf der Plattform schon vor der TV-Ausstrahlung gestreamt werden.

Joyn ist aber nicht nur ein Mediatheksverbund. Auf dem Portal können darüber hinaus Inhalte von mehr als fünfzig TV-Sendern live gestreamt werden. Die Zuschauer haben auch hier die Auswahl zwischen den Angeboten der ProSiebenSat.1-Sender, ferner von Discovery, den öffentlich rechtlichen Kanälen und anderen Content-Partnern. Und: Demnächst wird Joyn um das Programm des Streaming-Dienstes Maxdome und des Sport-Livestream-Anbieters Eurosport Player ergänzt.

Von der Aufmachung her erinnert Joyn mit der Aufgeräumtheit seines Angebots an Netflix und Prime Video. Anders als die US-amerikanischen Konkurrenten und der RTL-Group-Rivale TV NOW ist der Dienst von ProSiebenSat.1 und Discovery kostenlos. Ein Konto brauchen die Zuschauer nicht anlegen. Statt auf Gebühren setzen die Betreiber auf Werbung, die vor dem Abspielen einer jeweiligen Sendung eingeblendet wird. Will sich der Zuschauer etwa eine Kochsendung anschauen, könnte er davor also durchaus einen Spot darüber, dass man eine Torte verschicken kann, zu sehen bekommen.

Premium-Variante von Joyn

Neben der kostenfreien Version wird es den Betreibern zufolge ab Winter 2019/2020 eine kostenpflichtige Variante von Joyn geben. Nutzer eines Premium-Abos können sich dann neben dem Content von Maxdome und Eurosport Player außerdem auf Eigenproduktionen freuen, die von ProSiebenSat.1 und Discovery exklusiv für ihren Service produziert werden. Von diesen wird jeweils eine Folge als Köder für ein Abo in der kostenfreien Variante angeboten. Mit der Serie „Technically Single“, die seit 2018 für Maxdome und Sixx produziert wird, haben die Betreiber bereits ein Original in petto.

Joyn kann auf mehreren Plattformen abgespielt werden. Der Dienst ist sowohl über den Browser für Desktops und Notebooks zugänglich sowie als App für Tablets, Smartphones und Smart-TV erhältlich. Nicht nur hinsichtlich des Angebots setzen ProSiebenSat.1 und Discovery auf zwei Klassen. Auch die technische Qualität unterscheidet sich qualitativ je nach Nutzungsvariante. Mit anderen Worten: Nutzer ohne Abo schauen die Inhalte in SD (Standard Definition). Auf Shows, Serien und Filme in HD-Qualität werden sich ab Winter die Premium-Kunden freuen.



qusq-lite